Lebensalter: der Eltern überdrüssig – der Politik überdrüssig – sich selber überdrüssig.   Der Storch, ruhig dahinziehend im Wind, segnet mit ausgebreiteten Flügeln das Land.   Vom Aussterben bedrohte Art: der Feldweg     Read more →

Sie erwacht um 18 Uhr auf dem Sofa aus so tiefem Schlummer, dass sie glaubt, es sein morgens früh um sechs Uhr. Sie macht sich einen Kaffee, stellt den Kehrichtsack vor die Haustür, nickt dem Frisör zu, der so früh schon eine Kundin bedient, und erst als sie das Schlafzimmer lüften will, fällt ihr auf, dass ihr Bett unbenutzt geblieben,… Read more →

Ich schlage Prousts Suche nach der verlorenen Zeit auf, dort, wo ich die Szene vor einem halben Jahr verlassen habe, und finde mich augenblicklich in einem Gespräch wieder, das seitdem stillgestanden ist. Nein, das weiterging und sich sechs Monate später im Salon der Madame Verdurin noch immer um sich selber dreht.   Manchmal empfinde ich es als unverdientes Geschenk, wie… Read more →

Ich würde mich gerne vom März verabschieden, nachrufen einige Worte in seine graukühlen Tage, doch hat er nur noch Augen für den April, wirft weisse Girlanden über die Zweige, steckt ihm Reihen farbiger  Tulpen. Soll er sehen, wo er bleibt, wenn wir den bockigen April bei den Hörnern packen und mit ihm die langen Sonnenuntergänge entlang reiten.   Read more →

Nicht sehr tief im Körper, nämlich im Zwerchfell, sitzt der Schluckauf, sozusagen in Fühl- und Fassdistanz. Ich habe diese Nacht alles versucht ihn loszuwerden, mich zusammengelegt, gedreht, gestreckt, die Art des Atmens gewechselt, mich schlafend gestellt, die Hände auf verschiedene Körperteile gelegt, er liesst sich nicht im geringsten von seiner Fünfsekundenkadenz abbringen. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als ihn… Read more →

Erella Dunayewsky, eine israelische Aktivistin, fragte einen palästinensischen Jungen, der von israelischen Siedlern geschlagen und inhaftiert worden war, warum er nicht von Hass getrieben und von Rachegedanken  zerrissen sei. Er sagte: „Vergiss die Rache. Wir wollen einfach unsere Herden weiden lassen und unsere Familien ernähren.“ (Ha-aretz)   „Wenn sie anfangen, uns als dieses, als jenes anzusehen, fangen sie an, uns… Read more →

Ich mag die verwitterten Fensterläden am Haus gegenüber. Sie erzählen von früher, sie erzählen die Geschichte vom Altwerden. Es ist ein Erzählen ohne bestimmten Inhalt, dennoch ein intensives Sprechen, das ich meist überhöre. Hinstarren bringt nichts. Man hört es am besten, wenn man absichtslos hinblickt und auf einmal merkt, dass die vergangene Zeit mit einem reden will.   Lerne, fest… Read more →

Links das geputzte und frisch geordnete Regal, rechts das Regal, wie es seit Jahren dasteht. Kaum ein Unterschied auszumachen. Warum also putzen und ordnen? Vielleicht um etwas ins Fliessen zu bringen? (Feng Shui: „Wind und Wasser“)   Das dürre Blatt, das der Wind über die Strasse schiebt, metallisch schimmernd, sich ruckweise fortbewegend, gleicht einer aufziehbaren Maus, und jedes Mal, wenn… Read more →

Gazakrieg: Jede und jeder Tote auf beiden Seiten wird zurückkehren – als Regung des Hasses, als Impuls nach Vergeltung. Wir sehen einen Krieg, und wir sehen in seinem Schoss den nächsten, fürchterlichen, nicht enden wollenden Krieg erwachen.   Es braucht viel guten Willen dazu, aus der Nässe, der Kälte, dem Nebel ein Ganzes zu machen, dem man Tag sagen kann.… Read more →