Die junge Frau im Tram, die am Eingang Tanzschritte übt, bricht mitten in der Bewegung ab, als sie bemerkt, dass ich ihr zuschaue. Sie fährt erst fort, nachdem ich mich abgewendet habe. Wie gern würde ich ihr weiter zusehen, diesem Tanz, der nicht inszeniert, nicht für jemanden bestimmt ist, der nur ihrem eigenen Spiegelbild in den Scheiben der Türe gilt.

 

Die Missbilligung, ja der Argwohn, der einem entgegenschlägt, wenn man jemanden auf der Strasse anspricht; und wie die abwehrende Kälte sich wandelt in Hilfsbereitschaft, sobald klar ist, man will nur nach einer Adresse fragen.

 

Manchmal steigt mein Bewusstsein aus mir aus und lässt sich vorübergehend in einem Menschen nieder, dem meine Augen folgen oder mit dem ich spreche – so wie es sich beim Lesen in einer literarischen Figur niederlässt. Es sind Momente, wo die Vorurteile (die Urteile überhaupt) sich auflösen und in das Miterleben übergehen, in den Zustand einer sozusagen Fleisch gewordenen Empathie.

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