Monat: Mai 2016

Die Kanten gewisser Thuja-Umfassungen sind so scharf geschnitten, dass man nicht mit dem Daumen darüberfahren möchte.   Gestern in der Zeitung: Die Hirslanden-Gruppe, die an verschiedenen Standorten der Schweiz Zentren für Lungenkranke betreibt, befindet sich im Besitz einer Investorenfamilie, die auch am Tabakkonzern British American Tobacco („Parisienne“, „Lucky Strike“) beteiligt ist. Der Idealfall des Kapitalismus: Der Konzern lässt sich in… Read more →

Während des Mittagessens in der Küche läuft im Radio ein alter italienischer Schlager und intuitiv taste ich nach dem pane auf dem Tisch. Erst als ich ins Leere greife, fällt mir ein, wo ich bin.   Anderen zu helfen ist von einem ähnlichen Glücksempfinden begleitet wie sich von andern helfen zu lassen. Beides macht die Unvollkommenheit ganz. Read more →

Der Turmfalke stösst mit angelegten Flügeln auf sein Nest zu, als wolle er sich auf eine Beute stürzen, und das Geschrei der Jungen antwortet schrill wie eine solche.   Auf den Fotos des Verwandtschaftstreffens die Augen der Kinder, glänzend vor Staunen, gross vor Erwartung. Welches ist der Zeitpunkt im Leben, wo die Augen mehr und mehr zu Schlitzen werden? Ab… Read more →

Was macht der blaue Plastiksack dort oben am Baum? Er hängt, beweg sich, baumelt, schwingt im Wind, dreht sich. Was will er sonst tun.   Der Italiener erzählt vom Streit, den zwei im Haus haben, wobei er keine Namen nennt. Beide heissen bei ihm „lui“. Es ist, als streite da einer mit sich selber, führe Selbstgespräche, der unzufriedene Lui, der… Read more →

  Die Schweizer verhalten sich mehr und mehr als heimatloses Volk. Sie irren herum und siedeln sich in ihrem neuen Vaterland an, dem Hass, nachdem sie wie die alten Israeliten ihre Stammlande, die Liebe, das Verzeihen, die Barmherzigkeit, verlassen haben.   Überlanges Blühen der Obstbäume in der kühlen, feuchten Wetterlage, als wolle die Natur dieses Jahr keine Produkte abwerfen, nur… Read more →

Das tief erdige Orgeln der Maulwurfsgrillen lässt abends beide in mir erzittern, den Gärtner, der Schäden an seinen Pflanzungen befürchtet, und den selig Horchenden. Dieser wünscht dem Tier ein langes Leben, der andere möchte es möglichst rasch zum Schweigen bringen.   Im Arsenal der Märchenfiguren hat jede Figur ihren festen Platz, ihre klare Funktion, ihr altbekanntes Gesicht. Sie brauchen nur… Read more →

Die vom Regen der Nacht in kleinen Gruppierungen übrig gebliebenen Regentropfen stehen an der Fensterscheibe wie Blindenschrift. Eine überaus kostbare Schrift. Denn ein Blinder, dessen Finger darüberführe, könnte sie nur einmal lesen, die Sprache zerflösse unter dem Entziffern ins Sprachlose. Read more →

Ein Scherenschnitttag: Die Dinge stehen reglos und wie ausgeschnitten vor einförmig grauem Hintergrund.   Unvergänglich im Leben ist allein die Sehnsucht. Aber auch sie ändert ihren Inhalt, auch auf sie ist kein Verlass. Read more →

An der Vernissage frage ich einen Freund, ob er seinen Bruder mitgebracht habe. Die beiden vor mir stehenden Männer gleichen sich aufs Haar. Sie schauen sich misstrauisch an: Es stellt sich heraus, dass sie sich gar nicht kennen, und ich fühle mich als ein Tölpel, der im Bestreben Nähe zu stiften nur Befremden hervorgebracht hat.   Der Blick während der… Read more →

In der Ereignislosigkeit haben glitzernde Regentropfen das Gewicht von Goldklümpchen.   Zu meinen Unfähigkeiten gehört, mich über einen fertigen Text freuen zu können. Ich lasse von ihm, wenn die Zeit gekommen ist, wie man von einer Jacke lässt, die man ausgetragen hat. Am lustvollsten war es, das erste Mal hineinzuschlüpfen.   Nach Regen und Dauerkälte lassen die Sonnenstrahlen die Natur… Read more →