Monat: Dezember 2016

Die kleinen runden Büschel der Waldrebe an den dünnen, über dem schwarzen Wasser hängenden Zweigen: wie brennende Schneeflocken, kalt und warm zugleich, fest und transparent, kleine Gespinste, die einzig dazu geschaffen scheinen, sich aus der Materie zu verabschieden und Luft zu werden. Read more →

Sie erzählt von ihrer katastrophalen Ehe. Sie erzählt davon, wie eines Tages ihr Cousin zu Besuch kommt, „mit dem ich früher ein Liebesverhältnis hatte.“ Erst mit der Zeit realisiere ich, dass sie von ihrer Rolle im Theater spricht, wo sie die Gattin in „Play Strindberg“ von Dürrenmatt spielt. Sie erzählt in Ich-Form, spricht zu mir als Alice, und je länger… Read more →

Die versteinerte Miene des Bauern oben auf dem Traktor, und der kühle Luftzug, der mir von den mannshohen Rädern am Jauchewagen ins Gesicht weht.   Herold sein eines Reichs, das du nicht kennst, das erst erscheint, wenn du es ausrufst. Read more →

Der Gral ist nicht in mir und nicht ausserhalb meiner. Er ist ein Ton. Er klingt, wenn innen und aussen eins sind. Der Gralton als Indikator des Glücks. Die Gralstunde, die Gralsekunde.   Die kahlen Zweige schaukeln in der Bise vor dem Fenster auf und ab, und gleichzeitig bewegen sich die Fensterschabracken an den Scheiben in der vom Radiator aufsteigenden… Read more →

Ein Kondensstreifen steigt vom Horizont auf und durchschneidet über mir das Firmament. Der Himmel sieht aus, als müsste er gleich auseinanderfallen. Später ist der Riss verschwunden, und ich weiss nicht, ist der Himmel ganz geblieben oder stehe ich unter dem weggebrochenen Stück. (Zürich, morgens) Read more →

Ich betrete die Lobby des Hotels, das gegenüber meiner Wohnung liegt. Im grossen Spiegel ist der offene Eingang zu sehen, durch den ich gekommen bin, dahinter ein Teil der Gasse und ich die Hausecke, an der ich täglich vorbeigehe. Ich erkenne sie nicht gleich, sie ist seitenverkehrt und steht in ungewohntem Sonnenlicht. Es könnte sich um ein Stück Altstadt von… Read more →

Beim Nachtessen erzählt sie die Geschichte von jenem Mann, der zeitlebens das Gefühl hatte, sein linkes Bein gehöre nicht zu ihm. Es war ihm fremd, es war ihm lästig, aus irgendeinem Grund musste es ihm bei seiner Geburt aufgezwungen worden sein. Nach langem Suchen fand er einen Arzt, der es ihm amputierte. Seither ist er im Rollstuhl, endlich unter sich,… Read more →

Beim Jagdsport sei das Schlimmste für ihn, wenn er einem verletzten, angefahrenen, angeschossenen Tier den Gnadenschuss geben müsse, sagt er. – Ein gesundes Tier zu schiessen macht dir nichts aus? – Nein. – Weshalb nicht? – Es ist nicht so wehrlos. – Ein Tier vor dem Lauf der Flinte ist immer wehrlos. – Ein gesundes Tier hat immer die Freiheit… Read more →