Monat: Juli 2019

Heute hat die Menschheit (der konsumierende Teil) den Vorrat für das Jahr 2019 aufgezehrt. Bedenkenswerte Worte im Radio. Anschliessend die Erfolgsmeldungen der Börsen, vorgetragen von einer siegesgewissen Moderatorenstimme. Die Schizophrenie ist so alltäglich geworden, dass sie nicht mehr auffällt, am wenigsten den JournalistInnen.   Der Kontakt zwischen dem Buch und mir brach nach wenigen Seiten ab. Ich glaube, es ist… Read more →

Der feine Regen fühlt sich auf der Haut an wie Nadelstiche. So wie in Kafkas Strafkolonie dem Verurteilten ein Urteilsspruch in die Haut gestochen wird, ritzt mir der Regen eine Botschaft auf den Leib. Sie folgt keinem erkennbaren Muster. Bleib offen, lese ich.   Glück haben: man wird beschenkt, man kommt mit einem blauen Auge davon. Glück sein: man befindet… Read more →

Wanted

„Die traditionelle Lohnscheren-Untersuchung der Unia hat ergeben, dass das Verhältnis zwischen höchstem und tiefstem Lohn in den 36 grössten Unternehmung der Schweiz 2018 auf sehr hohem Niveau verharrt: 1:134. Spitzenreiterin ist die UBS, wo der tiefste Lohn 1/267 desjenigen von CEO Sergio Ermotti ausmacht. Laut Unia-Bericht greifen aber auch die Aktionärinnen und Aktionäre kräftig zu, am meisten die Blochers: 2018… Read more →

Notiz bei Peter Handke: „Lindenblüte im Schuh: Es ist Abend“ (Vor der Baumschattenwand nachts). Eine Alltagssreflexion. Eine Notiz am Rand. Stünde anstelle des Doppelpunkts ein einfacher Punkt, die Zeile würde zum Gedicht. Die Geschichte des Wanderers würde erzählt, die Geschichte einer grossen Müdigkeit, die Geschichte eines Frühsommers. Der Tag würde zum Geheimnis. Welten gingen auf, durch einen Punkt. „Lindenblüte im… Read more →

Ein Schwarm Stare fällt mit lautem Rauschen in eine mächtige Linde ein. Ein Teil von ihnen verfehlt die Krone, fegt wie ein Wasserstrahl über sie weg, spritzt auf die nächstgelegenen Bäume. Das Rauschen geht in ein Plätschern und Gurgeln über.   „ … während er sich müht, dem Netz, in dem er sich selbst gefangenhält, eine neue Masche hinzuzufügen …“… Read more →

Erholsam, in einem wunderbaren Buch ab und zu eine Stelle zu lesen, die einem so gar nicht zusagt.   In der Sommerhitze wächst die Sehnsucht nach Wolken. In langer Stille wächst das Bedürfnis nach Lärm. Im anhaltenden Gebet wächst die Lust auf Sünde. Read more →

Eines der Geheimnisse des Apfelbaums vor mir, dessen Funktionsweise bis in die Kapillaren und die Moleküle hinein gut erforscht ist, besteht darin, dass er mir Freude macht und ich ihn umarmen möchte wie einen Bruder. Er hat noch andere Geheimnisse, die nie gelüftet werden, weil niemand auf die Idee käme, sie wissenschaftlich zu erfassen.   Er hat alle seine Launen… Read more →

Ein Morgen, der mich aus Geräuschen erschafft. Aus dem Knacken des Bodens. Dem Geräusch der sich öffnenden Tür. Dem Knarren der Schwelle. Dem Tappen über Fliesen. Dem Rauschen von Wasser in eine Pfanne. Ich bin das Blättern eines Buches, das Klicken der Tasten, das Aufschlagen der Tasse auf dem Unterteller. Geräusche als Lebensbestätigung. Leben als Geräusch – wie andere als… Read more →

Im Auto, das mir entgegenkam, sassen ein Mann und eine Frau, die Augen vor der tiefstehenden Sonne zugekniffen, die Zähne entblösst. Ihr Gebiss leuchtete im Abendlicht wie aus Totenschädeln.   Die ganze Eleganz ihrer Erscheinung wird durch ihr Schlurfen verworfen.   Beethoven soll gesagt haben, beim Zuhören könne man nicht mehr als fünf Takte als Melodie zu einem Ganzen verbinden.… Read more →