„Zu Sowjetzeiten war der reichste Bürger sechsmal so reich wie der ärmste; im Jahr 2000 war dieses Verhältnis auf 250’000 angestiegen.“ Ibrahim Warde in einem Artikel über russische Oligarchen im „Le Monde diplomatique“ (übersetzt in der WoZ vom 8.9.2022). Und weiter: „Die Betrügereien, mittels derer die Reichtümer des Lands geplündert wurden, nannte man „Reformen“. Das Mafiasystem wurde als „Markt“ bezeichnet, die Geldentwertung und die damit einhergehende Rückkehr zum Tauschhandel und zur informellen Wirtschaft als „monetaristische Politik“, Geldwaschanlagen firmierten als „Banken“ und die Kredite, die sie dem Staat zu unfairen Konditionen im Austausch für verschleudertes Staatsvermögen gewährten, wurden als „Privatisierungen“ bezeichnet. In internationalen Finanzkreisen wurde Russland als „erfolgreichstes Schwellenland“ gefeiert.“
Dass der Staat, mit Hilfe einer „’Schocktherapie’ unter Anleitung US-amerikanischer Berater und des Internationalen Währungsfonds IWF“ im Westen salonfähig wurde, ist unter anderem der Sprache zu verdanken, der Umbenennung der tatsächlichen Verhältnisse in die Euphorie der Markt- und Börsensprache. Die Sprache kann, wenn sie perfide genug eingesetzt wird, Berge versetzen oder, wie im vorliegenden Fall, einen Berg abtragen und dem ebenen Land gleichmachen.