An der Kafka-Ausstellung im Zürcher Strauhof folgen die Augen mit Erschütterung den Schriftzügen, mit denen der sterbende Kafka sein berühmtes literarisches Testament an Max Brod geschrieben hat, worin er ihn beauftragte, alle seine Schriften und Briefe zu vernichten, auch Briefe von Dritten zurückzufordern, um sie ebenfalls zu vernichten. Allerdings – die beiden hatten über Kafkas Forderungen zuvor schon gesprochen und Max Brod hatte seinem Freund klargemacht, er werde, sollte Kafka diesen letzten Willen wirklich äussern, sich nicht daran halten. Kafka wusste also, dass sein Werk, auch wenn er es testamentarisch den Flammen übermachte, unangetastet bleiben würde. Die Situation gleicht manchen seiner Texte, wo etwas behauptet und gleichzeitig vom Kontext unterlaufen wird, so dass beides, die Setzung und deren Negation, gleichbedeutend nebeneinander stehenbleibt und seinen Wahrheitsanspruch behauptet.