Taglanges Schneien gestern. Das eigentlich Aufregende dabei war ich selber, der von Fenster zu Fenster hüpfte, das Wachsen der Schneekämme auf Dächern, Ästen, Hecken verfolgend und zugleich in der Jugend herum rennend, den hohen Wächten, welche der Schneepflug vor den Gartenhag geworfen hatte, den lautlos weissen Waldwegen auf dem Weg zum Schifahren auf dem Rumpel, irrend über das eisige Sibirien des Gheids nach dem Schlittschuhlaufen. Und heute die Baumpracht vor dem Fenster, die eine neue Welt schafft, die Szenerie nachstellend wie sie herrschte am Tag, wo gegen Abend auf einem schneeweissen Feld im Gäu mein Vater stehen blieb, in sich sank und neben mir starb. Schnee und Schönheit, Tod und Verlassensein sind seither zur unauflösbaren Einheit geworden.

Am Draht vor dem Fenster haben sich zwei kleine Eiszapfen aneinandergehängt wie siamesische Zwillinge oder zwei Engelsfinger oder ein paar Hosen oder die zwei Hörner des Teufels, es ist eine Emanation aus dem Land der Fantasie, die sich hier kühl materialisiert hat.

Vom Aussterben bedrohte Art: das Geräusch einer vor der Haustür ausgeklopften Schneeschaufel nach getaner Arbeit.

Nachts fällt von draussen der Schein des Schnees im Zimmer, eine ungerichtete Helle, unaggressiv weich und ohne Schattenschlag.

Tägliche Übung, tägliche Überlebensübung inmitten der Lügen, gezielten Desinformationen, den Behauptungen und Fake News: das Setzen der Worte in Richtung Wahrheit.