Das Rennen auf den Zug in Mailand, mitten aus dem Essen im Restaurant weg, nach hastigem Aufspringen und Bezahlen, das unhöfliche Beiseiteschieben des Kontrolleurs vor den Quais, das Hasten den geschlossenen Wagen entlang bis zur Zugspitze, wo die Türen hinter uns zufallen, all dies vermag der Erinnerung an die schwelgerische Selbstvergessenheit vor dem gefüllten Teller und bei einem Glas Wein… Read more →
In allem Gewoge, aller Aufgewühltheit des Meeres bleibt der Horizontstrich unerschütterlich gerade. Am frühen Morgen war er eine waagrechte glühende Nadel, gehalten von Wasser und Himmel. Das rote Strandfähnchen ist heute nicht sichtbar. Wo ist es? An seinem Ort. Es zeigt exakt auf mich. Ich spreche mit der Waschmaschine geduldig wie mit einem Kind, bis sie läuft. Von da an… Read more →
Dauerregen. Meer und Himmel bilden eine grau grundierte Leinwand, wo laufend übermalt wird, was sich darauf zeigt. Gebeugte Gestalten mit Schirm werden auf dem Gehweg von ungeduldigen kleinen Hunden vorbeigezogen. Als würde ich, wenn ich keine Nachrichten höre, das Recht verwirken Europäer zu sein. Das melancholische Bratschensolo der Schranktür, die von allein langsam zugeht. Geräusche des fremden Hauses bewohnen mich.… Read more →
Am Display der Waschmaschine läuft die Zeit rückwärts. Man steht davor und schaut zu, wie sie vergeht. Man schaut und schaut, und auf einmal ist das Programm zu Ende. Bei geschlossenem Fenster ist der Regen nur eine Andeutung, eine kaum hörbare Unregelmässigkeit der Stille. Stille muss, um Stille zu sein, als Stille bewusst werden. Das führt aber von ihr weg.… Read more →
Die Türkentauben wagen sich auf der Terrasse jeden Tag ein Stück näher heran. Sie haben meine Bewegungen studiert und analysiert. Wenn ich aufstehe, sie fortscheuche, ist das für sie nichts weiter als eine der Gesten, die zu mir gehören. Sie leiten daraus keine Notwendigkeit ab fortzufliegen. Die sandgepressten Wellen am Strand, Dauerwellenmuster, Uferfrisur, die vollbringen, was das Meer nie kann:… Read more →
Ein Mann kämpft mit einem Schiebetor, das sich nicht öffnen und, nachdem die Aktion gelungen ist, nicht schliessen lässt. Blicke, die dazu dienen, sich selber im Gleichgewicht zu halten. Andere, die aus dem Gleichgewicht reissen. Vorübergehende Leute wirken jünger, sobald die hellen Laute des Italienischen von ihren Lippen kommen. Read more →
Er hatte sich nach dem Augenblick gesehnt, wo er, weg von allem, einfach sitzen / lesen / sinnen können würde. Jetzt ist der Augenblick da. Und die Sehnsucht, wohin schweift sie? Nirgendwohin. Die Sehnsucht ist bei sich. Liegt wie ein Hund bei ihm und lässt sich den Kopf streicheln. Sehnsuchtsstille. Eine Gruppe älterer Frauen machen auf einem kleinen Platz Freiübungen.… Read more →
Ein Text, literarisch oder nicht, ist dort dein Freund, wo er nicht harmlos winkend durchmarschiert, sondern buchstabierend und zurückfragend an deiner Seite gehalten werden muss. Peter Handke beschreibt, wie ein gähnender Hund ihn einmal zum Gähnen ansteckte, und voilà, schon gähne ich auch. Das Stöhnen im Halbschlaf, aus lauter Wollust müde sein zu dürfen. Read more →
Donald Trump entlässt die Führungscrew des Kennedy Center, der grössten Kultureinrichtung Washingtons, und will dessen Vorsitz selber übernehmen: „Die jetzigen Board-Mitglieder“ teilten nicht „unsere Vision eines goldenen Zeitalters der Kunst und Kultur“ schrieb er auf seiner online-Plattform Truth Social. Unten fällt eine Tür ins Schloss, Stimmen werden laut, Gelächter ertönt. Das ist eine Geschichte. Unten werden Stimmen laut und eine… Read more →
Auf dem Provinzbahnhof am Morgen ein Dutzend Leute, dem Geleise entlang aufgestellt, als hätte sie ein Regisseur platziert, in regelmässigen Abständen, einzeln, das Gesicht nach Westen, wo der Zug einfahren wird, den Kopf geneigt, reglos, die Arme angewinkelt, in der Hand das Mobile. Die Starre der Glieder löst sich erst, als die Türen des Zuges sich öffnen. Nur zögernd lösen… Read more →