Was kann Kümmernis heilen? Die Kraft der Erinnerung kann es nicht. Die Frische der Gegenwart? Ein Lächeln (die Asiatin beim Aussteigen gestern aus dem Tram). Das Leuchten eines Basilikumblatts vor dem Fenster. Ein Rumpeln (in der unteren Wohnung). Ich bin jederzeit heilbar, wenn auch nur vorübergehend. Read more →

Man sollte Menschen, die man öffentlich kritisiert, zuerst die Hand schütteln. Kritik bedeutet zunächst Hinwendung. Ohne sie ist Distanznehmen, Wegrücken, Sich-Abwenden eine leere Geste.   Je länger ich dem Lärm der Welt zuhöre, desto weniger glaube ich an das Wort. Was die Menschen definiert, adelt oder entlarvt, sind ihre Taten. Das Wort ist unzuverlässig, lügnerisch, im Zeitalter von KI von… Read more →

Nach ein paar Stunden Billard stehen die Dinge draussen in einem geometrischen Verhältnis zueinander und du überlegst, wie sie am besten anzuspielen sind. Alles ist in potentieller Bewegung, verschiebbar, zu einem andern Ort unterwegs. Dem Billardblick genügt die Potentialität der Veränderung, er ist nicht auf „Projektierung“, „Sanierung“ oder „Realisierung“ aus.   Ein Lehrer über seine Arbeit: manchmal gehe er schweissüberströmt… Read more →

Die Vogelrufe werden jetzt leiser, höher, leichter, ganz leicht. Sie verflüchtigen sich nach oben, in die Höhe. Erst im Winter werden sie zurück sein, wenn sie in einer kalten Nacht als Symphonie aus Schneeflocken auf die Erde zurückfallen.   Am liebsten hört man, dass es anderen gut geht, aber doch nicht so gut, dass man sie darum beneiden möchte: Ihr… Read more →

Als sie mir am Telefon erklärt, wie man zu jenem Restaurant kommt, kann sie mich nicht anders denn als Autofahrer vorstellen, obwohl sie weiss, dass ich seit Menschengedenken kein Auto habe. Sie beschreibt die Autobahnabfahrten, Brücken, Lichtsignale, Abzweigungen, und ich höre geduldig zu, wieder einmal am Steuer, bis wir unter der grossen Linde parkieren und ich, hungrig geworden, den Motor… Read more →

Die Sonne zeigt sich den ganzen Tag nicht, am Abend jedoch erscheint sie blutrot in einem Wolkenschlitz knapp über dem Horizont und blinzelt herüber. Sie blinzle „ironisch“ oder „spöttisch“ bin ich versucht anzufügen, was ich mir aber verkneife, und auch das „blinzelt“ empfinde ich im Grund ungehörig für die Sonne, übrigens auch den Vorwurf, dass sie sich „nicht zeigt“. Die… Read more →

Loths Weib ist die einzige in der Gruppe der Flüchtenden, die nicht nur an sich und ihre Rettung denkt, sondern auch an die, welche vom Inferno vernichtet werden. Ihr Blick zurück ist ein Blick der Empathie, des Mitleids, des Entsetzens. Dass sie dafür bestraft wird, kann nur damit erklärt werden, dass der Blick des Erzählers nicht ihrer inneren Bewegung gilt,… Read more →

Die Verführung der Blätter und Ranken durch den Wind, ein Fächerschwenken, ein Aufbäumen, ein Wipptanz. Die wilde Harmonie zwischen Weltatem und Pflanze – kein Liebespaar vermag sie zu erreichen. Read more →