Das Erwachen der Pferde

Die zwei Pferde haben sich auf der Weide niedergelassen. Das eine liegt auf der Seite, alle Viere weit von sich gestreckt, nur das untere Vorderbein ein wenig angezogen. Das andere hat die Beine unter den Leib geschoben. Sie sind alt, werden keine Jungen mehr haben, werden kein Rennen mehr gewinnen. Wenn ein Auto vorbeifährt, spielen sie mit den Ohren, ohne den Kopf zu drehen, sie haben von der Welt genug gesehen. Ihr Atem bewegt sacht ihre Flanken. Sie warten auf nichts. Sie wissen nicht, was Warten ist, sie sind ganz Gegenwart.

Als auf der Strasse Pferdegetrappel zu hören ist, erheben sie sich. Stellen sie sich dicht an den Elektrozaun. Wiehern sie. Gehen sie dem Elektrozaun entlang. Wiehern sie lauter als zuvor. Setzen sie sich auf einmal in Trab, galoppieren das Stück Weide hinauf und hinunter, hinauf und hinunter, in eleganten Bewegungen. Sie scheinen auf einmal jung geworden zu sein, das eine wirft die Hinterbeine in die Luft wie ein Fohlen.

Es vergeht einige Zeit, bis sie sich beruhigt haben und zu den alten Pferden geworden sind, die sie vorher waren. In der Nacht stehen sie unter einem Baum ohne Blätter, nass vom Schneeregen, ohne Decken, nahezu unbeweglich, ergeben. Sie warten auf nichts, sie sind ganz Nacht.

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