Im Café

Vier, fünf Leute in einem Café, ein Moment regloser Stille eingelegt in das Bernsteinlicht des späten Nachmittags. Über die Auslage mit Confiserie beugt sich eine beleibte Frau mit oranger Tasche, den Mund halb offen, unschlüssig vor Sattheit. Ein Grauhaariger liest neben dem Eingang den regionalen Anzeiger. In der Fensterecke schweigen sich Mutter und Tochter über einem Stück Kuchen gegenseitig an. Das Café, Ruhepunkt für Leute aus der Umgebung, strahlt eine milde Geborgenheit aus. Und ist erfüllt von einer abgründigen Trostlosigkeit. Diese, die Trostlosigkeit, gibt ihm einen Anflug von Weltläufigkeit. Sie macht das zufällige Hiersein seiner Insassen zu einer orts- und länderübergreifenden, einer zeitlosen Szene, wie sie in den Bars, Kneipen, Cafés aller Kontinente zu Hause ist. Aus der Tür des Cafés tretend, steht man auf einem Trottoir irgendwo auf der Welt, in Marseille, Rostock oder Prag, wo man die eigene Trostlosigkeit, umrauscht vom Flair der fremden Stadt, als universelles Heimatgefühl geniessen  darf.