In der Sonne ist der kleine Baum vorne hell, wie mit einem Silberstift gezeichnet, während sein Rücken mit Bleistift schattiert bleibt. Er steht im Gras, dessen Raureif im Dahinschmelzen von Weiss in Grün übergeht. Zieht eine Wolke vorbei, verblasst sein Silber und das Bleistiftgrau dominiert. Dieses weicht, sobald die Sonne wieder erscheint, die Blätter am Boden wechseln vom blassen ins leuchtende Gelb. Unentwegt verwandeln sich die Farben, während rings Herbststille herrscht, kein Windhauch zu spüren ist, kein Apfel aus dem kahlen Astwerk fällt. Alles scheint im tiefen Schlaf zu sein, nur das Spiel der Farben geht vor sich wie ein Bildschirmschoner.

 

Thomas Mann notiert am Tag der Inauguration Roosevelts zur dritten Amtszeit in sein Tagebuch: „Ergriffen von seiner Gegenwart. Lebhaftes Gespräch. Hauptthema seiner Inaugurationsrede: Der politisch-moralische Gesichtspunkt vor dem oekonomischen“. (NZZ 6.12.18) – Das liest sich, mit Blick auf die heutige Welt, schon wie eine längst vergangene, märchenhafte Utopie.

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