Hinter der Fliege, die an der Fensterscheibe sitzt, segelt eine kleine Wolke am Himmel. Langsam schiebt sie sich unter sie; genau unter sie. Die Fliege sitzt nun auf einem weissen Thron. Sie wird zur strahlenden Kreatur, zur Herrscherin über diesen Fliegenmoment. Die langen Gräser am Rand des Asphalts, aus dessen Spalten wachsend, wiegen sich gemessen im Wind. Sie sind dem… Read more →
Kategorie: Sonstiges
Bleib stehen! Es ist einer der seltenen Augenblicke, in denen der Wind über dem Feld zum Odem wird. Du spürst ihn auf der Haut du spürst ihn im Haar, atmest ihn, und er atmet dich. Schliesse die Augen, werde zum Wind, du streichst weg, streichst weit fort, und bleibst doch an Ort. Es ist ein Augenblick der Gnade, was vielleicht… Read more →
Das Mädchen im Zug, das mit seiner Mutter spricht und, als diese das Mobile zur Hand nimmt und zu telefonieren beginnt, einfach weiterplappert. Wie ein Haus an Schönheit gewinnt, wenn seine Türen weit offenstehen, und Leute gehen treppauf und treppab. Read more →
Nach einer sehr warmen Woche und anschliessendem Regen ist das Volumen der Vegetation gewachsen, die Formen sind angequollen, die Wege und Strässchen dagegen schmal geworden. Im leichten Morgennebel versinken die Häuser im Grün wie eine Aztekensiedlung im peruanischen Urwald. Die kleinen Räume meiner Wohnung halten die meisten Besucher dazu an, leiser zu reden. Andere befinden sich nicht hier, sondern bei… Read more →
Katzenwerbung
Die schwarze Katze dort nimmt sich für ihr Liebesspiel Zeit. Sie schaut den Tiger eine Weile an, dreht den Kopf gelangweilt weg, schaut wieder hin, putzt ihr Fell. Sie erhebt sich, geht gemächlich fort, hält inne, schaut sich nach der andern um, macht kehrt, kommt zurück, hat den ganzen Tag Zeit, ihr Interesse hinter einer Inszenierung aus Gleichgültigkeit erkennen zu… Read more →
Vor drei Tagen brüllte ich mir vor Wut das Herz aus dem Leib, heute weiss ich nicht mehr weswegen. Das Brüllen hat offenbar genützt, der Stachel ist auf der Stelle rausgesprungen. Ein ovales Loch im weissen Gewölk, das aussieht wie ein Auge. An seinem Rand erscheint ein rundes Wölkchen: Jetzt zielt das Auge schielend an mir vorbei. Read more →
Die Natur steht auf dem Kulminationspunkt des Frühlings: Die Blätter sind frisch aus den Knospen gesprungen und hüllen die Zweige in ein durchsichtiges Grün. Sie weisen hin auf die Wärme des Sommers, während die kahlen Bäume noch ganz dem Winter zugewandt scheinen. Alles ist eingespannt in die Polarität von Zukunft und Vergangenheit, aber die Pole verschieben sich von Tag zu… Read more →
Seine Finger, stets kalt, sommers und winters gleich kalt, sind immerzu bedürftig nach Wärme, sind Tag und Nacht bedürftig nach Wärme. Der aufrechte Gang einer Schwangeren, ihr selbstbewusster Schritt. Nach dem Wirbel der Party war er sich selbst die liebste Gesellschaft. Von allen unbemerkt begleitete er sich nach Hause und ging mit sich ins Bett. Read more →
Der Milan, der gerade über mich weg hinters Haus gesegelt ist, blitzt unten auf dem Boden als Schatten noch einmal vorbei. Der Nachbar geht rückwärts Schritt für Schritt vor dem neu erworbenen Mähroboter her, gebückt, ihn nicht aus den Augen lassend, als ermuntere er einen jungen Hund zum Gehen. Bis ich mich heute in Schreibstimmung gelesen hatte, legten die Amseln… Read more →
Aus Tel Aviv die E-Mail einer Freundin. Sie lebt mitten im Krieg, in einer hoch explosiven politischen Situation, und schreibt den erstaunlichen Satz: „I hardly know what to write. What can I say.“ Früher schrieb sie rasch und viel. Jetzt dringt so viel auf sie ein, dass sie dafür keine Sprache findet. Sprachlosigkeit kann auch durch einen Überdruck an Inhalt… Read more →