Lerne neue Worte. Das Zustrombegrenzungsgesetz, über das diese Woche der Bundestag berät, steht nicht im Zusammenhang mit der Energiekrise (Wasserkraft, Steuerung der Elektrizitätszufuhr), sondern mit Migration. Der Technologiebegriff Zustrom meint Schutz und Arbeit suchende Menschen. Jede noch so geringe und scheinbar unwichtige Notiz ist (nicht: sei) ein Stück Widerstand. Sobald ich mich frage, ob dieses oder jenes Wort auch wirklich… Read more →

Im Nebel kann man sich die abenteuerlichsten Landschaften vorstellen. Braucht es aber nicht zu tun: Das Wenige, das sichtbar bleibt, ist Überraschung genug. Dichter Nebel löscht die Erinnerung, anders als die Nacht, die auch alles zum Verschwinden bringt, aber einen überzeitlichen Raum schafft. Er füllt den Raum mit sich selber, er tritt auf als ultimatives Jetzt-und-Hier. Read more →

Wie die vergessenen Wörter musst du auch die Erkenntnisse, die dich einmal leiteten, periodisch wieder zu dir holen und in dir neu befestigen. Nieselregen, niedere Wolken, grau. Der Tag trauert um sich selbst. In seiner Trostlosigkeit ist er ein Vierundzwanzigstundentrost. Read more →

Am untern Rand der schwarzen Wolkendecke hängt das Halbrund des Monds wie eine Glühbirne und leuchtet einen Raum aus, der mit dunklen Häusern möbliert ist. Der Schattenwurf der Kirchturmzeiger zeigt um acht vor 12 Uhr zwanzig nach 10 Uhr an. Im flachen Sonnenlicht ist die echte von der Schattenzeit nicht zu unterscheiden. Beim Gehen über das Schneefeld gestern erlöschen die… Read more →

Als ob der kürzeste Tag des Jahres seine geringe Dauer wettmachen wollte durch Intensität: Windböen wechseln mit Windstille, Sonnengrelle mit Schattendüster, unter den jagenden Wolken pfeilen Elstern, streiten sich Raben und Bussard, schwärmen Starenformationen, flattern Gruppen von Wacholderdrosseln. Die Natur erscheint als ganz und gar extrovertiert; es ist eine ihrer Formen des Bei-Sich-Seins. Bei starkem Wind immer das Gefühl, etwas… Read more →

Die junge Frau, frühmorgens wartend auf dem Bahnsteig, besieht ihr Gesicht im Handy, verzieht die Lippen, hebt die Augenbrauen. Sie spricht mit diesem Gesicht ohne Worte, zeigt ihm die Zähne, macht eine Grimasse. Das Gespräch geht auf ihren Körper über, sie wiegt ihn, macht kleine Tanzschritte. Inmitten der Wartenden ist sie sich selber eine Welt. So kommt sie in den… Read more →

Meine Sympathie für den Wetterhahn, der dem heraufziehenden Gewitter, dem Schneesturm, dem fauchenden Föhn stets ins Gesicht schaut. Sein gebauschter Schwanz drückt seine Stirn ungerührt ins Zentrum des Desasters. Die Elstern flattern irgendwohin, wie es scheint zufällig, wechseln die Richtung, machen Schwenker, peilen einen Baum an, an dem sie dann vorbeifliegen. Sie wirken zerfahren, unstet, befinden sich auf beständigen Abwegen.… Read more →

Der Schnee schmilzt fast so rasch, wie er gefallen ist, nur nicht so stürmisch und ohne heimliches Versprechen. Zusammengerollt im Bett auf einmal die Frage, wie gross ich bin. Komme mir riesig und einen Moment später wieder winzig klein vor. Als Wechselbalg schlafe ich ein, gut vorbereitet auf das Leben im Traum. Read more →

Taglanges Schneien gestern. Das eigentlich Aufregende dabei war ich selber, der von Fenster zu Fenster hüpfte, das Wachsen der Schneekämme auf Dächern, Ästen, Hecken verfolgend und zugleich in der Jugend herum rennend, den hohen Wächten, welche der Schneepflug vor den Gartenhag geworfen hatte, den lautlos weissen Waldwegen auf dem Weg zum Schifahren auf dem Rumpel, irrend über das eisige Sibirien… Read more →