Als sie mir am Telefon erklärt, wie man zu jenem Restaurant kommt, kann sie mich nicht anders denn als Autofahrer vorstellen, obwohl sie weiss, dass ich seit Menschengedenken kein Auto habe. Sie beschreibt die Autobahnabfahrten, Brücken, Lichtsignale, Abzweigungen, und ich höre geduldig zu, wieder einmal am Steuer, bis wir unter der grossen Linde parkieren und ich, hungrig geworden, den Motor… Read more →
Die Sonne zeigt sich den ganzen Tag nicht, am Abend jedoch erscheint sie blutrot in einem Wolkenschlitz knapp über dem Horizont und blinzelt herüber. Sie blinzle „ironisch“ oder „spöttisch“ bin ich versucht anzufügen, was ich mir aber verkneife, und auch das „blinzelt“ empfinde ich im Grund ungehörig für die Sonne, übrigens auch den Vorwurf, dass sie sich „nicht zeigt“. Die… Read more →
Loths Weib ist die einzige in der Gruppe der Flüchtenden, die nicht nur an sich und ihre Rettung denkt, sondern auch an die, welche vom Inferno vernichtet werden. Ihr Blick zurück ist ein Blick der Empathie, des Mitleids, des Entsetzens. Dass sie dafür bestraft wird, kann nur damit erklärt werden, dass der Blick des Erzählers nicht ihrer inneren Bewegung gilt,… Read more →
Die Verführung der Blätter und Ranken durch den Wind, ein Fächerschwenken, ein Aufbäumen, ein Wipptanz. Die wilde Harmonie zwischen Weltatem und Pflanze – kein Liebespaar vermag sie zu erreichen. Read more →
Nachdem ich den verstorbenen Freund aus dem Fenster unten auf der Gasse in einem Rollstuhl gesichtet habe, renne ich die Treppe hinunter, um ihn wieder einmal zu sprechen, doch ist er schon davongefahren, als ich vor die Haustüre trete, nur der Motor seines Gefährts ist noch zu hören. Im Traum ringen zwei Kräfte miteinander, die Kraft der Sehnsucht und die… Read more →
Der Mähroboter schnurrt bei der Arbeit wie eine Katze. Stete Zufriedenheit. Nie ermüdet er, nie bettelt er um etwas, nie klagt er. Auch die Krallen zeigt er nie, behält sie unterm Bauch und lässt sie Gras schneiden. Er ist ein Einzelgänger durch und durch, jeder Zuteilung, jeder Zugehörigkeit abhold, nicht einmal einer Blutgruppe ist er beigetreten. Read more →
Tage ohne mich. Gut, dass es ab und zu andere gibt, an denen meine Geschichte ihren Lauf fortsetzt. Vergiss beim Loben der Sonne in der Morgendämmerung oder am Abend aber nicht, dass dich die Sonne am Nachmittag ohne weiteres töten würde. Read more →
Am Morgen lag der Garten wie tot, bis eine Elster, am Boden landend, eine erste Szene spielte. Dass der Wind schon längst daran war, den Prolog zu sprechen, bemerkte ich erst später. Der ideale Beamte ist ein naher Verwandter von Chat GTP: Er macht nur, was man ihm zuvor eingeschärft hat, entscheidet nach vorgegebenen Kriterien, gibt wieder, womit er… Read more →
Dass es der Himmel übernimmt, jeden Tag etwas Neues für mich auf sein Blau zu zeichnen, heute Locken, Löckchen, Strähnen und Chignons, ist ein grossartiger Service, den ich dadurch vergelte, dass ich ihn geniesse. Read more →
„Jedes Wort muss freigedacht werden zum Schreiben“ (Handke), und immer länger muss man es polieren, damit es den ursprünglichen Glanz wiederkriegt. Read more →