Im Augenblick der Liebe, wenn die Kontinuität einen Sprung bekommt und sich einkrümmt, geht die Zeit ihrer Wege. Unbeirrt schreitet sie voran. Erst lange nach dem Akt erinnert man sich ihrer und versucht, sie wieder einzuholen. Oder man lässt sich von ihr einholen? Abholen? Man lebt jedenfalls wieder zusammen. Zeitensprünge machen ihr nichts aus, sie bleibt zuverlässig die stärkere.

 

Dem kranken Igel hat die Nachbarin Milch hingestellt. Sie ist gekränkt, als wir sagen, Wasser wäre besser. Sie beharrt auf Milch, sie bringt die Milch immer wieder ins Gespräch ein, wird das nächste Mal wieder Milch hinstellen. Sie ist nicht fähig oder willens, von ihrer Milchidee abzurücken.

 

Welche Demütigung das Vergessen bereithält! Je länger wir leben, desto mehr vergessen wir, desto grösser wird die Demütigung. Sie nimmt derart von uns Besitz, dass wir den Fall, wo wir uns tatsächlich erinnern, nur als Ausnahme erfahren, welche die totale Herrschaft des Vergessens umso schlagender beweist.

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