Der junge Mann im Vormitternachtszug gestern, dunkles Gel-Haar, Jeans, T-shirt, setzte sich zu der einzigen jungen Frau des Wagens und versuchte nach einer Weile mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Sie liess sich Zeit, sah lange nicht von ihrem Mobile auf, gab nur einsilbig Antwort, was ihn nicht davon abhielt, auf den Platz direkt ihr gegenüber zu wechseln, sein Smartphone hervorzuholen und Fotos vor sie hin zu halten, die er, gegen sie vorgebeugt, leise kommentierte. Schliesslich zog sie die Kopfhörer aus den Ohren, das war das Zeichen ihrer Geneigtheit zum Gespräch. Sie beugte sich nun auch vor, ihre Köpfe berührten sich beinahe über dem kleinen leuchtenden Rechteck. Wohin sie unterwegs sei, fragte er, wo sie wohne, was sie morgen mache. Sie sagte, sie gehe nach Hause. Sie habe ein Kind, bringe es morgen früh in die Krippe. Wo er denn morgen sei?, fragte sie und sah ihm ins Gesicht. Er, ihren Blick erwidernd: Wo immer du willst. Ein Satz wie aus dem Film. Schauspieler sei er, hatte er zuvor gesagt. Vielleicht hatte er ihr Bilder von seinen Rollen gezeigt. Die Rolle, die er jetzt innehatte, spielte er souverän.
Beim Hinausgehen lässt er ihr den Vortritt, schliesst dicht hinter ihr auf, sein Bauch berührt, als sie aus dem Wagen steigt, wie zufällig ihre Schultern, es ist der erste Körperkontakt. Sie gehen durch das Halbdunkel der Unterführung, steigen nebeneinander zum Ausgang hoch, gehen durch die nächtliche Strasse im Gleichschritt, schon wie ein Paar. (Delémont)