Die Schläfrigkeit, die den Körper ins Taumeln versetzt und zu Fall zu bringen sucht: solche Schläfrigkeit befällt mich jeden Morgen beim Aufstehen. Ich muss, erwacht, den aufrechten Gang von Grund auf neu lernen und mir die Gesetze der Schwerkraft beibringen. Noch vor dem Frühstück durchlaufe ich ein Stück Menschheitsgeschichte, das macht mich noch einmal und erst recht müde.
Ein roter Milan, der am Boden etwas entdeckt haben musste, glitt in einer Spirale nieder, drehte vor meinem Fenster eine Schlaufe und stieg wieder in die Höhe. M., die wenig später ins Zimmer trat und der ich es erzählte: „Das ist ein Gruss gewesen.“ Ich war ihr dankbar für die Erinnerung. Ständig erreichen uns doch Grüsse, die wir nicht als solche erkennen, Grüsse ohne Absender, Menetekel des Lebens. Wir verhalten uns zu ihnen wie jener Liebende, der vom Briefkasten kommt, zu dem Bündel Briefe, das er in der Hand trägt: Er wirft sie ungelesen in den Mülleimer, weil die Schrift, die er kennt und erwartet, nicht darunter ist.