Nach einer sehr warmen Woche und anschliessendem Regen ist das Volumen der Vegetation gewachsen, die Formen sind angequollen, die Wege und Strässchen dagegen schmal geworden. Im leichten Morgennebel versinken die Häuser im Grün wie eine Aztekensiedlung im peruanischen Urwald.

Die kleinen Räume meiner Wohnung halten die meisten Besucher dazu an, leiser zu reden. Andere befinden sich nicht hier, sondern bei sich zu Hause, und füllen die Zimmer mit ihrer lärmenden Stimme.

Das Hirn ist voll dem Leben zugewandt, erfindet Projekte, plant Reisen, während der von ihm kontrollierte Körper den Abbau vorantreibt und sich mit dem Sterben beschäftigt. So lebe ich mich seit Jahren auseinander.

Israels Regierung und Armeeführung teilen mit, dass sie den Gazastreifen von Norden hier systematisch erobern und zu ihrem eigenen Territorium machen werden. Die Einwohner werden nach Süden vertrieben und sollen dann irgendwohin verschwinden. Europa schweigt. Die USA schweigen. China und Russland schweigen. Irgendwo schreit es, man wird sehen und hören, wo und mit welchen Folgen.

Der vor mir gehende junge Mann hat tiefe Runzeln im Nacken, die den Anschein erwecken, er denke mit diesem Teil des Körpers und sei eben mit einer schwierigen Frage beschäftigt. Sein schwerer Gang unterstreicht diesen Eindruck. Der Philosoph auf seinem täglichen Gang. Er schaut mich aus seinen Falten an, als erwarte er von mir die Lösung.

In der hellen Fassade ein Fenster mit grünen Läden. Sechs dunkle Scheiben, weiss eingerahmt. Hinter der Scheibe unten rechts sitzt eine Katze, rötliches Fell, grosser Kopf, Blick nach draussen. Das ist schon alles. Einfamilienhaus mit grünen Läden, Katze am Fenster sitzend – es reicht, mich glauben zu machen, heute sei ein Tag aus dem Märchen oder doch einer aus dem Gesangbuch meiner Grosseltern.