Monat: Januar 2017

Die kleine Strasse wird um elf Uhr morgens von der Sonne so beschienen, dass kein Schatten von den Häuserzeilen auf sie fällt. Ihr Belag sieht aus wie eine zarte Haut, jede Vertiefung als kleine Pore ausgeleuchtet. Wenn man lange hinsieht, glaubt man sie atmen zu sehen. Read more →

Der Neuschnee bremst beim Marschieren den Schritt, während die Kälte zu rascherem Gehen antreibt. Das richtige Tempo stellt sich leicht und unwillkürlich ein, als Gleichgewicht zwischen der Körperwärme, welche die Muskeln geschmeidig halten, und der Ermüdung, welche vor den Schneemassen kapitulieren will. Read more →

Erstaunlich die zahlreichen Perspektivenwechsel bei der Lektüre des Korans. Einmal spricht Gott (resp. der Engel Gabriel) in der Einzahl, einmal in der Mehrzahl; einmal wird Mohammed angesprochen, einmal hat er selber das Wort; dann taucht er in der dritten Person auf wie eine historische Figur; dann spricht er die Gläubigen direkt an. Dann haben die Ungläubigen das Wort, über die… Read more →

Ein Mass für die Grösse von Schneeflocken: man sieht sie vor dem Grau der Wolken als dunkle Striche, oder aber sie sind so klein, dass sie unsichtbar bleiben. Heute schneit es mit sichtbarer Grösse. Schneefallstille, gelegentlich unterbrochen von einem Schmatzen oder Lispeln, wenn eine Flocke abschmilzt.   Geschichten führen in die Vergangenheit, manchmal in die Zukunft. Notizen behalten in der… Read more →

Über die Wirksamkeit von Literatur

Ich liege fröstelnd im Bett, mein Körper will einfach nicht warm werden. Ich lese eine Geschichte von Emmanuel Bove (in der ausgezeichneten Übersetzung von Martin Zingg). Sie handelt von einem Bettler, der in einer Winternacht frierend in der Stadt umherzieht, die Kleider vom Regen durchnässt, die Schuhe voll Wasser. Normalerweise kriege ich unter der Decke warm, doch heute bin ich… Read more →