Die Sonne zeigt sich den ganzen Tag nicht, am Abend jedoch erscheint sie blutrot in einem Wolkenschlitz knapp über dem Horizont und blinzelt herüber. Sie blinzle „ironisch“ oder „spöttisch“ bin ich versucht anzufügen, was ich mir aber verkneife, und auch das „blinzelt“ empfinde ich im Grund ungehörig für die Sonne, übrigens auch den Vorwurf, dass sie sich „nicht zeigt“. Die Vorgänge im Kosmos warten nicht darauf, von mir in unpassenden Sprachbildern beurteilt zu werden. Also schweige ich. Es bleibe ungesagt, wie die Sonne sich heute in ihren letzten Minuten verhielt: zickig und perfid.

 

„Ich lasse dich nicht gehen!“, Schmeichelsatz nach der Liebesnacht, Beweis der feurigen Liebe. Oder eines sich ankündigenden, unter der Erotik noch streng gehüteten Besitzzwangs.